Zur Entstehung des Romans und der Figur Effi Briest
Erste Fassung des Romans
Da Fontane in seinen vielen Briefwechseln nicht erwähnt,
dass er an „Effi Briest“ schreibt, lässt sich
nicht genau datieren, wann er mit dem Roman begann. Was feststeht
ist, dass er Mitte 1890 dem Stuttgarter Verleger Adolf Kröner
(Besitzer und Herausgeber der „Gartenlaube“) ankündigt,
den Roman spätestens das kommende Frühjahr fertig gestellt
zu haben (Brief vom 28. Juli 1890, Fontanehandbuch). Diese erste
Version des Romans ist jedoch nicht publiziert worden, was wahrscheinlich
auf die Krankheiten Fontanes zurückzuführen ist, mit
denen er im Frühjahr 1892 zu kämpfen hatte.
Unterbrechung
durch „Meine Kinderjahre“
Als Beitrag zur Genesung sollte der Schriftsteller seine Arbeit
an „Effi Briest“ ruhen lassen und sich mit der Fertigstellung
seiner Autobiografie „Meine Kinderjahre“ beschäftigen.
„Das Aufarbeiten seiner Kindheit in Swinemünde –
letztlich das Vorbild für Kessin – tat ihm gut, und
so schrieb er sich im wahrsten Sinne des Wortes „wieder
gesund“ (Inselverlag, 2002)
Wiederaufnahme seiner Arbeit an „Effi Briest“
1893 nahm Fontane seine Arbeit an Effi Briest wieder auf. Einige
Motive aus Fontanes Leben finden sich dann auch im Roman wieder
wie etwa der Spuk in der Apotheke des Vaters, der Schloon sowie
seine Faszination am Schaukeln, am Wasser und am „Aparten“.
Die erste Fassung des Romans scheint Fontane leicht gefallen zu
sein, wie er in einem Brief an Hans Hertz vom 2. März 1895
schreibt.
Das erste Manuskript wurde jedoch bis Mai 1894 mehrmals (Fritz
Behrend unterscheidet in seinem Band „Aus Theodor Fontanes
Werkstatt„ sieben Fassungen) korrigiert.
Vorabdruck als Fortsetzungsgeschichte
Als Vorabdruck war der Roman von Oktober 1894 bis März 1895
in Heft 1 bis 6 des 21. Jahrgangs der „Deutschen Rundschau“
zu lesen. Pro Heft erschienen jeweils sechs Kapitel.
Veröffentlichung
des Buchs
Als Buch erschien „Effi Briest“ im Oktober 1895 mit
dem Impressum 1896 im Verlag seines Sohnes Friedrich: Friedrich
Fontane & Co., Berlin. (Hierzu gibt es eine Notiz im Tagebuch
des Autors über den Erfolg seines Romans mit der fünften
Auflage, 1896 [Tagebuch II.263].) Das Manuskript hat den zweiten
Weltkrieg fast unbeschadet überstanden.
Erfolg des Romans
Hier wird angemerkt, dass zum Erfolg des Romans mehr die im Buch
behandelten Themen wie z.B. Ehebruch und die Darstellung der Figuren
geführt haben und weniger die Affäre um den Freiherren
von Ardenne. 1895 sei diese kaum mehr bekannt gewesen.
Es scheint damals zahlreiche positive Kritiken am Roman „Effi
Briest“ gegeben zu haben. Darüber freut sich Fontane
in einem Brief an Clara Kühnast am 27. Oktober 1895.
Grundlage der wahren Ereignisse
Dem Roman liegen die realen Ereignisse der Ardenne-Affäre
zugrunde. Seine Informationen über den Gesellschaftsskandal
bezog Fontane Ende der achtziger Jahre von Emma Lessing, Frau
des Haupteigentümers der Berliner „Vossischen Zeitung“.
Sie hatte das Ehepaar Ardenne persönlich gekannt und Fontane
davon berichtet. Fontane hat das Ehepaar Ardenne ebenfalls kennen
gelernt, 1880 im Salon bei Emma Lessing. Die Einsichten in die
Zusammenhänge zwischen Fiktion und wahren Begebenheiten stammen
aus der Forschung von Hans Werner Seiffert. Ihm standen zu diesem
Fall Dokumente aus dem Familienarchiv der Freiherren von Ardenne
zur Verfügung. Aus diesen Dokumenten lässt sich nachvollziehen,
welche Veränderungen Fontane an der wahren Geschichte vornahm,
wie er Charaktere formte und die Landschaft umgestaltete.
(In Anlehnung an „Theodor Fontane, Effi Briest“, Insel
Verlag, Frankfurt am Mainz und Leipzig 2002)
Weiterführendes:
Insel Verlag Buch: Kommentare zur Wirkungsgeschichte, Auflistung
von Theaterstücken, Hörspielen- und Bücher, Verfilmungen
etc.
Fontane Handbuch, Christiane Grawe, Helmuth Nürnberger, Stuttgart
2000
In: Theodor Fontane 1819 – 1969 Stationen seines Werkes,
Eine Ausstellung des Deutschen Literaturarchivs im Schiller-Nationalmuseum
a.N., Ausstellungskatalog 1969
Sind diverse Briefe sowie Schriftproben, Lithografien und Fotografien
vermerkt und abgebildet.